#stayhome: Tage 21-40


Tag 21, 8. April 2020: "Mey & Edlich"

Haus von "Mey & Edlich" in Leipzig
Tag 21: "Mey & Edlich"

Die Firma "Mey & Edlich" hat Geschichte geschrieben! Während seiner Ausbildung in den 1860er Jahren in Paris & London entdeckte der sächsische Unternehmer Ernst Mey eine Erfindung, deren Patent er erwarb: abknöpfbare Kragen aus Papier. Mit diesen konnte das Aussehen einfacher geändert werden, denn sie waren unabhängig vom Hemd. Zudem musste nicht immer das gesamte Hemd gereinigt werden, wenn nur der Kragen schmutzig war - er wurde einfach ausgetauscht.

 

Nachdem sein Jugendfreund Franz Edlich Teilhaber war, wurde das Unternehmen in "Mey & Edlich" umbenannt und zog nach Plagwitz bei Leipzig um. Ja: damals noch "bei" Leipzig. Neben einem Geschäft am Leipziger Neumarkt hatte er für den Vertrieb eine völlig neue Idee: Versandhandel! Im Jahr 1886 brachte er den ersten bebilderten Versandkatalog in Deutschland heraus, die Bestellung wurde direkt zum Kunden geschickt. Mit weiteren Zweigstellen - auch im Ausland - wuchs das Unternehmen 1903 zum größten Versandhändler weltweit.

 

Nach dem 2. Weltkrieg zog die Firma nach München um, ging 2004 jedoch insolvent. Drei Jahre später übernahm das Familienunternehmen Walbusch die Markenrechte und hat einen Versandhandel für Herrenoberbekleidung neu aufgebaut. Auch wenn der operative Betrieb aus Solingen erfolgt, ist der Sitz in dem Gebäude, das der damalige Inhaber 1885 erworben hat, in der schon 1888 nach ihm benannten Ernst-Mey-Straße.


Tag 22, 9. April 2020: "Gondwanaland - Europas größte Tropenhalle"

Boot auf dem Gamanil im Gondwanaland im Zoo Leipzig
Tag 22: "Gondwanaland - Europas größte Tropenhalle"

Der Name dieser 2011 eröffneten Tropenwelt geht auf den Urkontinent "Gondwana" zurück - in der Halle sind Flora & Fauna aus Asien, Südamerika und Afrika unter einem Dach vereint.

 

Seid ihr schon im Gondwanaland gewesen? Und wenn ja, seid ihr auch mit dem Boot gefahren? Die Erlebniswelt "Gondwanaland" ist die größte Tropenhalle in Europa mit einer überdachten Fläche von 16.500 qm! Das ist so groß, dass darin sogar ein eigens angelegter künstlicher Fluss hindurchführt - angelehnt an die größten Flüsse der 3 Kontinente (Ganges, Amazonas & Nil) hat er den Namen "Gamanil". Gleich nach dem Eintreten in die Halle trifft man auf das Pfahlbaudorf im Urwald. Hier starten nicht nur die Rundwege zu Fuß, sondern es ist auch Start der Boote. Während die Boote an einer Kette gezogen zuerst einen interessanten Einblick in die evolutionäre Vergangenheit bieten, geht es anschließend auf dem Wasserweg durch die Flora & Fauna. Dabei bieten sich Einblicke, die zu Fuß verborgen bleiben.

 

Die Riesentropenhalle Gondwanaland befindet sich mitten im Zoo Leipzig, der Eintritt ist im Zoo-Ticket bereits mit enthalten. Unser Tipp: Wie es der Name schon sagt, ist es vor Ort tropisch - also Sommer wie Winter tropisch warm und feucht. Zieht Euch also passend an, für Jacken & Co. stehen nach dem Eingang links zahlreiche Schließfächer bereit.


Tag 23, 10. April 2020: "Das Völkerschlachtdenkmal"

Völkerschlachtdenkmal zwischen Pflanzen
Tag 23: "Das Völkerschlachtdenkmal"

Vor den Toren der Stadt Leipzig wurde vor reichlich 200 Jahren die größte Schlacht der Weltgeschichte ausgetragen, die es bis zum 1. Weltkrieg gab. In den Kampf waren für damalige Zeiten unglaubliche 600.000 Soldaten involviert. Zum Vergleich: Leipzig hatte in dieser Zeit nur reichlich 30.000 Einwohner und damit rund 95 % weniger als heute.

 

Trotz dessen diese wichtigste Schlacht des Befreiungskrieges gegen die Napoleonische Herrschaft nur drei Tage währte, gab es schwere Verluste.

 

Nachdem es anfangs keine zentralen Gedenken gab, wurde genau 100 Jahre nach der Schlacht - am 18. Oktober 1913 - nach 15-jähriger Bauzeit das Völkerschlachtdenkmal eröffnet. Mit seinen 91 Metern Höhe zählt es zu den größten Denkmälern in Europa.

 

Gegen Napoleons Truppen traten neben Preußen, Österreich und Schweden vor allem auch Russland als Verbündete an. Am Tag der Eröffnung des Völkerschlachtdenkmals wurde auch die russisch-orthodoxe Gedächtniskirche geweiht, die sich in unmittelbarer Nähe befindet.

 

Von der obersten Plattform des Denkmals bietet sich übrigens eine fantastische Sicht auf Leipzig und das Umland. Einen ersten Eindruck vom Äußeren des Völkerschlachtdenkmals verschaffen wir Euch übrigens bei unseren Segway-Touren: im Sommer bei der Nachtschwärmer-Linie, wenn sich Leipzig in besonderem Licht zeigt - und ab Herbst auch wieder bei der Völkerschlacht-Linie.


Tag 24, 11. April 2020: "Rätsel: Tickst Du denn ganz richtig?"

Ein Rätsel in Leipzig - Detailansicht
Tag 24: "Rätsel: Tickst Du denn ganz richtig?"

Heute haben wir ein kleines Rätsel für Euch. Das Bild zeigt ein Detail in der Leipziger Innenstadt, das jedem frei zugänglich ist. Das "Objekt" erinnert an eine gewisse Zeit - und auch wenn es weiß, wie spät es ist, kann man das nirgendwo ablesen. Ganz im Gegenteil, es verwirrt uns, so dass man sich fast fragen kann "Tickst Du denn ganz richtig?".

 

Das können wir vorweg nehmen: Ja, das "Objekt" tickt richtig. Aber dennoch macht es, was es will. Zumindest in gewissen Grenzen. Und das ist auch gut so, denn deshalb wurde es hier aufgestellt und steht nun schon einige Jahre an dieser Stelle.

 

Das gesuchte Objekt vewirrt noch mehr: es sieht aus wie Messing, ist aber aus Bronze. Und es kann etwas, das nur von innen heraus funktioniert und nicht von außen erzwungen werden kann.

 

Du weißt noch nicht, was das gesuchte "Objekt" ist? Die Auflösung gibt es morgen.


Tag 25, 12. April 2020: "FROHE OSTERN!"

Demokratieglocke in Leipzig, als Osterei gestaltet
Tag 25: "FROHE OSTERN!"

Wir wünschen Euch Frohe Ostern! :-)

 

Da in diesem Jahr vieles anders ist, haben wir auch die Suche nach dem Osterei etwas anders gestaltet. Was sich heute als buntes Ei "versteckt" haben wir Euch bereits gestern als Rätsel gefragt: das gesuchte "Objekt" war die Glocke der Demokratie.

Dieses Denkmal steht auf dem Augustusplatz, wurde der friedlichen Revolution gewidmet und 2009 am 20. Jahrestag der entscheidenden Montagsdemonstration vom 9. Oktober 1989 eingeweiht.

 

Es ist tatsächlich eine Glocke - allerdings eine "Demokratieglocke". Wie in jeder Demokratie gibt es gewisse Regeln - für die Glocke bedeutet das, dass sie jeden Tag zwischen 8 und 20 Uhr zu jeder Stunde genau 1x läuten muss. Im Gegensatz zu Diktaturen gibt es in einer Demokratie jedoch auch Freiheiten - so darf sich die Glocke selbst aussuchen, wann sie innerhalb jeder Stunde läuten möchte. Und sie darf sich auch aussuchen, wie oft dabei jeweils der Glockenschlag zu hören ist - wobei sie hier die Vorgabe hat, dass es mindestens 1x sein muss, aber höchstens 12x sein darf.

 

Man muss also wirklich Glück haben, die Glocke zu hören. Bis auf eine Ausnahme: anlässlich des damaligen Beginns der Montagsdemonstration um 18:35 Uhr schlägt sie jeden Montag um diese Uhrzeit 12 Mal.

 

Vielleicht haben wir Glück und ihr hört sie mit uns bei unserem Stadtrundgang, bei dem wir Sie Euch vor Ort zeigen?


Tag 26, 13. April 2020: "Hauszeichen. Oder: So wurde früher adressiert."

Hauszeichen "Goldene Hand" in Leipzig
Tag 26: "Hauszeichen. Oder: So wurde früher adressiert."

Das mit Straßennamen war so eine Sache. Stellen wir uns eine Straße innerhalb einer damaligen Stadt vor, die mit ein paar tausend Einwohnern schon als Großstadt galt. An einem Ende der Straße waren Gerbereien, weshalb sie umgangssprachlich "Gerberstraße" genannt wurde. Allerdings waren ein paar Häuser weiter mehrere Backstuben, weshalb sie auch "Bäckerstraße" hieß. Und weil am anderen Ende an Markttagen Schweine verkauft wurde, kannte man sie auch als "Sauengasse" - nicht zu vergessen die "Korbmacher-Ecke" und so weiter. Das diese Straße offiziell vielleicht "Feldstraße" hieß, spielte im Sprachgebrauch kaum eine Rolle.

Wie sollte nun der Postbote das passende Haus finden, um Briefe zuzustellen? Deshalb gab man den Gebäuden Hauszeichen als eindeutige Erkennung. Oftmals - aber nicht immer - kamen dabei die Familienzeichen zum Einsatz, mit denen auch die anderen Besitztümer gekennzeichnet wurden.

 

Läuft man neugierig durch Leipzig, sieht man solche Hauszeichen auch heute noch an vielen Gebäuden, auch wenn sie nicht mehr die ursprüngliche Funktion haben. Denn mit dem Wachstum der Städte konnten sich die Briefträger die vielen Gebäude nicht mehr merken, so dass sich offizielle Straßennamen und Hausnummern durchgesetzt haben.

 

Das heutige Bild zeigt das Hauszeichen "Goldene Hand" am ältesten noch bestehenden Gebäude der Nikolaistraße.


Tag 27, 14. April 2020: "Leipzig: Stadt der Löwen"

Löwenkopf vom Brunnen am Naschmarkt in Leipzig
Tag 27: "Leipzig: Stadt der Löwen"

Löwen sind in Leipzig allgegenwärtig - vor einigen Tagen haben wir bereits die Präsenz im Stadtwappen gezeigt, auch vor dem Neuen Rathaus thronen 2 Exemplare. Zudem findet man die lateinische Übersetzung "Leo" immer wieder - so heißen zum Beispiel die hier fahrenden in Leipzig gebauten Straßenbahnen "Leoliner" (das sind die mit genau einem Gelenk pro Fahrzeug). Wusstest Du, dass das Stadtstromer-Maskottchen einen Segway-fahrenden Löwen darstellt, der auf den Namen "Leopold" hört?

 

Auch leibhaftige Löwen gibt es hier. Im Zoo Leipzig haben viele von ihnen das Licht der Welt erblickt, vor allem im ehemaligen Raubtierhaus, dem heutigen "Entdeckerhaus Arche". In über 100 Jahren sind dort rund 2.300 Löwen zur Welt gekommen - deshalb hört man immer wieder die Bezeichnung "Löwenfabrik". Heute können die Großkatzen in der Löwensavanne "Makasi Simba" beobachtet werden, die 2001 als eine der ersten Anlagen des Projektes "Zoo der Zukunft" eröffnet wurde.

 

Das heutige Bild zeigt eine Skulptur des Löwenbrunnen am Naschmarkt hinter dem Alten Rathaus. Die beiden eisernen Löwen und der Pumpenschwengel sind dort bereits seit 200 Jahren - mit dem Umbau vor rund 100 Jahren wurde die Holzkonstruktion durch den heute noch vorhandenen Stein ersetzt. Mit Handbetrieb kann hier Wasser gepumpt werden, was insbesondere an heißen Sommertagen eine willkommene Erfrischung verschafft.


Tag 28, 15. April 2020: "Ein Blick hinter die Fassade"

Aluminiumfassade der "Höfe am Brühl" in Leipzig mit Ausschnitt der historischen Fassade
Tag 28: "Ein Blick hinter die Fassade"

Mit "Blechbüchse" weiß jeder, welcher Ort gemeint ist: das rundliche Gebäude mit der charakteristischen Aluminiumfassade direkt am Brühl.

 

Unser Bild zeigt das historische Kaufhaus, welches 1908 eröffnet und im Laufe der Zeit erweitert & umgebaut wurde. Nach schweren Schäden durch Phosphorbomben im 2. Weltkrieg wurde es notdürftig repariert und schnell wiedereröffnet - 20 Jahre später fand ein umfangreicher Umbau statt. Da die Fassade stark von den Schäden geprägt war und eine Reparatur zu aufwändig schien, wurde die bekannte Aluminiumverkleidung angebracht, die unser Bild auch zeigt. Im Jahr 1968 eröffnete das "Konsument-Warenhaus am Brühl" als das größte Kaufhaus der DDR.

 

Nach der Wende war das Kaufhaus als "Horten" bekannt und wurde kurz nach der Umbenennung in "Kaufhof" an Karstadt verkauft, die es als Interim während der Umbauzeit des Stammhauses nutzten.

 

Nach Jahren des Stillstands wurde das alte Kaufhaus abgerissen, um Platz für das Center "Höfe am Brühl" zu schaffen. Die Aluminumfassade wurde dafür demontiert, eingelagert und am neuen Gebäude wieder angebracht.

 

Von der dabei freigelegten historische Fassade wurde ein Teil erhalten. Die Einigung einer Vitrinenlösung, bei der dieser Teil offen sichtbar bleibt, lehnte die sächsische Denkmalschutzbehörde ab - die 15 Meter sind nun hinter der Alu-Fassade versteckt und nur von innen sichtbar.


Tag 29, 16. April 2020: "Paulinerkirche"

Bronzemodell der Paulinerkirche auf dem Augustusplatz in Leipzig
Tag 29: "Paulinerkirche"

Neben den auch heute noch existierenden beiden Kirchen in der Innenstadt (Nikolaikirche und Thomaskirche) gab es über viele Jahrhunderte noch eine dritte: die 1240 geweihte Kirche des damaligen Dominikanerklosters "St. Pauli". Trotz dessen sie die beiden Weltkriege nahezu unbeschädigt überstanden hatte, wurde sie im Jahr 1968 gesprengt, um Platz für einen Neubau der Universität zu schaffen.

 

Dieser Uni-Komplex wurde nach der Wende zusehends marode und war für eine zukunftorientierte Universität nicht mehr zweckgemäß - er wurde deshalb 2007 abgerissen und durch das neue Paulinum ersetzt. Zentraler Teil ist der große Raum, der sowohl als Aula der Universität genutzt wird, als auch als kirchlicher Andachtsraum. Auch äußerlich ist heute wieder deutlich zu erkennen, dass an dieser Stelle einst ein Kirchengebäude stand.

 

Zum Jahrestag der Sprengung der historischen Kirche wurde am 30. Mai 2015 das 100 Kilogramm schwere Bronzemodell enthüllt, das sich vor dem Standort der damaligen Kirche befindet.

 

Ihr habt es noch nicht entdeckt? Dann stromert mit uns durch die Stadt! Denn bei unserem einzigartig anderen Stadtrundgang durch Leipzig machen wir auch an diesem Modell kurz Halt - dabei zeigen wir Euch interessante Details am Neubau, die eigentlich offensichtlich sind und doch meist noch nicht entdeckt wurden.


Tag 30, 17. April 2020: "Das Haus des Gewandhausorchesters."

Gewandhaus Leipzig mit Deckengemälde "Gesang vom Leben" von Sighard Gille
Tag 30: "Das Haus des Gewandhausorchesters."

Nachdem das einstige Gewandhaus im 2. Weltkrieg zerstört wurde, hat das Gewandhausorchester nach mehreren Interimslösungen für rund drei Jahrzehnte in der Kongresshalle am Zoo gespielt. Für ein solches Orchester von Weltrang brauchte es jedoch auch in der Heimatstadt Leipzig ein entsprechendes Konzertgebäude.

 

Nach rund 4 Jahren Bauzeit wurde 1981 das auch heute noch bekannte Gewandhaus als einziger reiner Konzert-Neubau der gesamten DDR eröffnet - mit einer ausgezeichneten Akustik und der damals größten Orgel in der DDR. Untypisch für die damalige vom tristen Plattenbau geprägte Zeit war vor allem auch die Architektur.

 

Ein optisches Highlight ist auch von außen zu sehen - vor allem wenn es nach Sonnenuntergang beleuchtet wird: das mit 714 Quadratmetern in Europa größte Deckengemälde ("Gesang vom Leben" von Sighard Gille).

 

1989 wurde es im Gewandhaus sehr politisch: unter dem damaligen Gewandhauskapellmeister Kurt Masur fanden in dem Gebäude die sogenannten "Gewandhausrunden" der politischen Opposition der DDR statt.

 

Über das weitere Wirken von Kurt Masur zur friedlichen Revolution und warum das "Gewandhausorchester" diesen Namen trägt informieren wir Euch bei unserer einzigartig multimedialen Stadtführung durch Leipzig zu Fuß.


Tag 31, 18. April 2020: "Leipziger Notenspur"

Bild "Leipziger Notenspur"
Tag 31: "Leipziger Notenspur"

Die Leipziger Notenspur bietet eine Möglichkeit, auf eigene Faust das musikalische Leipzig zu entdecken. In den Boden eingelassene geschwungene "Richtungspfeile" zeigen dabei den Weg, der auf einem Rundweg reichlich 5 Kilometer durch die Innenstadt und den angrenzenden Stadtteil "Zentrum-Ost" führt.

 

Das besondere an Leipzig ist die räumlich nah beieinander liegende große Anzahl an Wohn- und Wirkstätten berühmter Komponisten und Musiker - das ist weltweit einmalig und ermöglicht es, mit einem kurzen Spaziergang rund 800 Jahre Musikgeschichte zu erleben.

 

Bei unserem Stadtrundgang zeigen wir Euch, wie die Hinweise der Notenspur aussehen - vielleicht ermutigt es den ein oder anderen, sich anschließend auf die musikalische Entdeckungsreise zu begeben.

 

Bei unserem Rundgang greifen wir das Thema "Musikstadt" auch auf, wollen Euch aber nicht mit Details bombardieren. Wir zeigen Euch jedoch, das man das 1886 abgerissene Geburtshaus von Richard Wagner auch heute noch "sehen" kann. Und wir verblüffen Euch damit, wie sehr Clara Schumann bis vor wenigen Jahren in unserem Alltag vorkam.


Tag 32, 19. April 2020: "Wasser-Klangschale im Hansahaus"

Wasser-Klangschale im Hansahaus in Leipzig
Tag 32: "Wasser-Klangschale im Hansahaus"

Das Hansahaus entstand im Bauboom des beginnenden 20. Jahrhunderts und war das erste Haus der Stadt, das ausschließlich Messezwecken diente. Schon kurze Zeit später erfolgte die Verbindung mit dem benachbarten "Specks Hof".

 

Nach schweren Schäden im 2. Weltkrieg erfolgte ein schlichter Neuaufbau und in den 1990er Jahren ein erneuter kompletter Neubau - diesmal innen nach historischem Vorbild. Die Fassade ist heute modern aus Stahl und Glas, der Innenhof wurde jedoch originalgetreu wieder rekonstruiert - mit der Meißner Kachelverkleidung und dem in dieser Größe damals einmaligen Glasdach über die 600 Quadratmeter des Innenhofes.

 

Ein Detail ziert heute den ehemaligen Messehof und ist unser heutiges Bild: die Nachbildung einer chinesischen Klangschale aus der Zeit der Ming-Dynastie (vor rund 500 Jahren). Auf dem Boden eingelassen sind ringsrum die 4 Himmelsrichtungen markiert und mit grünem Laser werden Stunden- und Minutenzeiger auf die übergroße Uhr auf dem Boden projiziert. Dass es sich tatsächlich um eine "Klangschale" handelt, kann jeder selbst probieren: wenn mit richtigem Druck und Gefühl mit nassen Händen über die Bügel "gerieben" wird, können der Schale unterschiedliche Klänge entlockt werden. Und wer es richtig beherrscht, bringt auch das Wasser zum sprudeln. Gern probieren wir das mit Euch gemeinsam bei unserem Stadtrundgang.


Tag 33, 20. April 2020: "Der Wandel der Messe"

Das Doppel-M in Leipzig als Wahrzeichen und Logo der Mustermesse.
Tag 33: "Der Wandel der Messe"

Die Lage am Schnittpunkt der damaligen großen europäischen Handelsstraßen "via regia" und "via imperii" verhalf Leipzig zu seiner Größe. Dem kam auch das Stapelrecht zugute. Dieses verpflichtete die durchreisenden Händler, ihre Waren zuerst für gewisse Zeit in Leipzig zum Verkauf anzubieten. Gegen eine Geldzahlung konnte das umgangen werden, was der Stadt Einnahmen bescherte. Der damalige römisch-deutsche Kaiser Maximilian I. hatte vor 500 Jahren zudem das Meilenprivileg verliehen - damit konnte Leipzig nicht mehr so einfach umfahren werden, denn das Stapelrecht galt nun auch, wenn man im Abstand von rund 115 km an der Stadt vorbei fuhr.

 

Da damals noch alles in Handarbeit hergestellt wurde, gleichte kein Produkt dem anderen, zum Verkauf musste also alles mitgenommen und vorgezeigt werden. Das änderte sich grundlegend mit der zunehmenden Industrialisierung. Damit konnten die Artikel von Maschinen nicht nur in wesentlich größerer Stückzahl produziert werden, sondern auch in einer einheitlichen Qualität. Zudem entwickelten sich parallel ganz andere Transportmöglichkeiten.

 

Die Warenmesse wurde abgelöst: die Hersteller brachten nur noch Beispiele zur Messe, die Händler konnten bestellen und anschließend wurde geliefert. Daraus ist in Leipzig die heute weltweit etablierte "Mustermesse" entstanden - die hier seit über 100 Jahren das doppelte "M" als Logo hat.


Tag 34, 21. April 2020: "Opernhaus Leipzig"

Rückseite der Oper Leipzig
Tag 34: "Opernhaus Leipzig"

Die Leipziger Innenstadt entspricht in ihrer Ausdehnung noch fast genau der Größe der früheren gesamten Stadt Leipzig - das wird deutlich, wenn man eine historische Stadtkarte mit einem Ausschnitt eines Stadtplans vom heutigen Zentrum vergleicht. Nur an einer Stelle gab es eine deutliche Änderung: Vor rund 250 Jahren wurde die Innenstadt um den Bereich rund um den heutigen Augustusplatz erweitert, dieser ist nun mit rund 40.000 qm der größte Platz innerhalb einer deutschen Innenstadt - und damit deutlich größer als zum Beispiel die meisten Einkaufscenter.

 

Das heutige Bild zeigt das Opernhaus Leipzig aus Richtung des Schwanenteich-Parks. Zum dem kleinen Park kommen wir morgen, heute geht es um die Oper Leipzig.

 

Das Gebäude entstand als Ersatz für das im 2. Weltkrieg zerstörte "Neue Theater" - und greift viele klassizistische Architekturmerkmale des Theaterbaus auf. Damit sieht es einerseits dem Vorgängerbau entfernt ähnlich, unterscheidet sich jedoch ganz enorm von den typischen Bauten der DDR-Zeit in den 1950er Jahren.

 

Schon gewusst? Das Lampen-Konzept im Gebäude verfolgt den Verlauf einer Pusteblume: Von die Blumen-Knospen in der Garderobenhalle geht es über die großen Pusteblumen im Parkettfoyer, den davonfliegenden Schirmchen an den Kronleuchtern im Rangfoyer zu den Samenkapseln im Treppengeländer auf dem Weg nach unten.


Tag 35, 22. April 2020: "Park am Schwanenteich"

Enten und Graureiher am Schwanenteich in Leipzig
Tag 35: "Park am Schwanenteich"

Mit dem Aufkommen neuer Waffentechnik vor rund 250 Jahren war die alte Stadtbefestigung nutzlos geworden und wurde abgetragen. Ein kleiner Teil des damaligen Stadtgrabens wurde zu dem Teich umgestaltet, der zum Teil heute noch besteht - der Schwanenteich. Er wird von einem Park umgeben, der Teil des Promenadenrings ist, der die Innenstadt umschließt - wir hatten ihn Euch am 1. April bereits vorgestellt.

 

An der Stelle des heutigen Opernhauses wurde die abgetragene Stadtbefestigung zu einem Aussichtshügel aufgeschüttet. Den Namen "Schneckenberg" verdankte der Hügel dem umlaufend angelegten Weg für den Aufstieg - und egal wie er hieß, im Winter bot er eine sehr beliebte Rodelbahn.

 

Mit dem Bau des Neuen Theaters - dem Vorgängerbau des heutigen Opernhauses - musste der Hügel abgetragen werden. Der Park mit dem Teich dahinter aber blieb und entspricht in seiner Grundstruktur dem ursprünglichen Zustand um 1800.

 

Der Park ist nicht nur für uns Menschen eine willkommene Ruhe-Oase, sondern auch Heimat für Fische und wasserliebende Vögel - allen voran Enten und Graureiher. Die Grünanlage um den Schwanenteich grenzt im Süden an das Opernhaus und im Norden an das Wintergartenhochhaus und den Hauptbahnhof. Letzterer hat auch etwas mit einem über 140 Jahre alten Obelisken in dem Park zu tun - morgen gibt es mehr dazu.


Tag 36, 23. April 2020: "Eisenbahndenkmal"

Eisenbahndenkmal in Leipzig
Tag 36: "Eisenbahndenkmal"

Als 1839 die erste deutsche Ferneisenbahn von Leipzig nach Dresden startete, ging man davon aus, dass Eisenbahnen wirtschaftlich rentabel betrieben werden können. Knapp 50 Jahre später stürzte jedoch die schwierigste (und teuerste) der Brücken ein, die in Riesa über die Elbe führte. Da ein Wiederaufbau für das private Eisenbahnunternehmen wirtschaftlich nicht möglich war, wurde die Bahnstrecke an den sächsischen Staat verkauft, der sie wieder fahrtüchtig machte.

 

An diese Zeit der Entwicklung dieser bedeutenden Eisenbahn von ihrer Gründung als Privat-Initiative Leipziger Bürger bis zur Verstaatlichung sollte kurz nach dem Übergang an die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen dauerhaft mit einem Denkmal erinnert werden.

 

Als Denkmal wurde ein Obelisk in unmittelbare Nähe zum damaligen Dresdener Bahnhof gesetzt, dieser erhielt zur Verbreiterung der Goethestraße 1966 jedoch einen neuen Standort in der Nähe. Da der neue Stellplatz jedoch versteckt und wenig repräsentativ auf der Wiese war, wurde er knapp 50 Jahr später - vor 5 Jahren - an den ursprünglichen Standort zurückversetzt. Er befindet sich nun im Park am Schwanenteich wieder in der Verlängerung der Richard-Wagner-Straße.

 

Bezahlt wurde das Denkmal übrigens vom Bankier Wilhelm Seyfferth. Seinen Namen haben wir im Zusammenhang mit dem Johannapark gehört, der an seine zeitig verstorbene Tochter erinnert.


Tag 37, 24. April 2020: "Stadtbibliothek"

Stadtbibliothek - Leipziger Städtische Bibliotheken
Tag 37: "Stadtbibliothek"

Unser heutiges Bild zeigt das Grassimuseum - zumindest wurde es Ende des 19. Jahrhunderts dafür gebaut. Da die Ausstellung des Museums immer umfangreicher wurde, erfolgte nach rund 30 Jahren der Umzug in den dafür neu gebauten und noch heute genutzten Komplex am Johannisplatz.

 

Das Gebäude am heutigen Wilhelm-Leuschner-Platz wurde anschließend als Messehaus genutzt, im 2. Weltkrieg jedoch schwer beschädigt. Nach dem Wiederaufbau war es u. a. Sitz des Kombinats "VEB Konstruktions- und Ingenieurbüro Chemie". Seit 1991 haben die Leipziger Städtische Bibliotheken hier ihre Zentrale.

 

Die Grundlage für die Bibliothek bildete eine private Schenkung von Geld und einer damals sehr großen Büchersammlung vor rund 350 Jahren. Die erste Bibliothek der Stadt war damals im Gewandhaus (noch ohne das danach benannte Orchester) - an die gleiche Stelle, das heutige Städtische Kaufhaus, kehrte die Stadtbibliothek als Interim kurzzeitig während der Renovierung vor 10 Jahren zurück.

 

Wegen dem wachsenden Bestand gab es Umzüge und Erweiterungen - aber auch die Schäden im 2. Weltkrieg haben einen Standortwechsel veranlasst. Doch die Lösung im Barthels Hof musste Anfang der 1980er Jahre aufgegeben werden, da der Bauzustand immer katastrophaler wurde. Das Interim in Grünau währte nur wenige Jahre, da kurz nach der Wende der Umzug an den heutigen Standort erfolgte.


Tag 38, 25. April 2020: "Rauchwaren"

Rauchwaren am Gebäude in Leipzig, NIkolaistraße
Tag 38: "Rauchwaren"

Unser heutiges Bild zeigt eine Industrie, die Leipzig Weltruhm brachte. Denn wenn man - egal wo auf der Welt - von "Rauchwaren" sprach, musste man auch "Leipzig" sagen, oder zumindest daran denken. Vor rund 100 Jahren nahm es solche Ausmaße an, dass rund ein Drittel der Rauchwarenproduktion weltweit in Leipzig gehandelt wurde.

 

Insbesondere die Straße "Brühl" muss dabei erwähnt werden, denn sie war weltweit der Inbegriff für Rauchwaren. Ursprünglich floss die Parthe durch das Gebiet und war von Sumpfland umgeben - daher kommt auch der Name. Die heutige Stadt Leipzig ist ursprünglich eine slawische Siedlung mit dem Namen "Lipsk" - damals entstanden am westlichen Ende des heutigen Brühl. Da verwundert es nicht, dass die damalige Bezeichnung "Bruel" im slawischen soviel wie "Sumpfland" bedeutete.

 

An der Kreuzung der damals wichtigsten Handelsstraßen "via imperii" und "via regia" konnte in Leipzig der Rauchwaren-Handel entstehen, der mit der Zeit der Industrielisierung so richtig Fahrt aufnahm, denn auch der Transport in die ganze Welt war nun kein Problem mehr.

 

Wer bei "Rauchwaren" allerdings an Tabak-Erzeugnisse denkt, der liegt falsch. Denn "Rauchwaren" sind vorbehandelte aber noch nicht fertig zu Pelzen verarbeitete Tierfelle. Dass man den Rauchwaren-Weltruhm noch an vielen Stellen in der Innenstadt sieht, zeigen wir Euch bei unserem einzigartigen Stadtrundgang.


Tag 39, 26. April 2020: "Stelzenhaus"

Stelzenhaus am Karl-Heine-Kanal in Leipzig Plagwitz
Tag 39: "Stelzenhaus"

Kaum ein Stadtteil war in Leipzig mehr vom Wandel geprägt als Plagwitz, das vor allem als Industriestandort bekannt war. Mittendrin war auch das Wellblechwerk der Firma "Grohmann & Frosch", welches kurz vor dem 2. Weltkrieg die Betriebsanlagen erweitern wollte - und auch musste, denn der bevorstehende Krieg hatte allerhand Aufträge der Wehrmacht ausgelöst. Eingekesselt zwischen dem damaligen Industriebahnhof Plagwitz (heute ein Park) und der Landmaschinenfabrik Rudolph Sack (ein Teil davon ist heute das Jahrtausendfeld) gab es nur eine Möglichkeit der Vergrößerung: Richtung Ufer des Karl-Heine-Kanals.

 

Um den Platz optimal zu nutzen, wurde das Gebäude auf Stelzen in das Ufer gebaut. Aufgrund des bevorstehenden Krieges wurden die Stelzen dabei so massiv ausgeprägt, dass auch große Trümmermassen nicht gleich zu einem Einsturz führen. Das wäre auch fatal gewesen, denn zwischen den Stelzen haben sich viele Arbeiter bei Fliegeralarm zumindest vor Grobem geschützt. Für die Walzwerk-Mitarbeiter gab es gar einen Bunker, der heute leider verschüttet ist.

 

Nach dem Krieg wurde das Gebäude vom "VEB Bodenbearbeitungsgerätewerk" genutzt, nach der Wende erfolgte eine umfassende Sanierung und heute sind dort Wohnungen, Büros und Ateliers.

 

Und ab und zu stromern Segways dort entlang: das sind wir mit unserer "Brücken-Linie", die wir hoffentlich bald wieder mit Euch fahren dürfen.


Tag 40, 27. April 2020: "Leuchtwerbung in der DDR"

DDR-Leuchtwerbung in Leipzig am Roßplatz: "Volkseigene Möbelkombinate der DDR - Tradition und Fortschritt für modernes Wohnen"
Tag 40: "Leuchtwerbung in der DDR"

Da stellt sich direkt die Frage: DDR und Werbung, widerspricht sich das nicht? "S'gab ja nüscht!" Und wenn es etwas gab, dann hatte man keine Auswahl. Wofür also Werbung?

 

Werbung gab es insbesondere in Leipzig allerhand, allerdings war die nicht für die Bürger der Stadt bestimmt. Leipzig war auch zur Zeit der deutsch-deutschen Teilung ein Ort des internationalen Handelns. Allein die alljährlich stattfindenden Frühjahrs- und Herbstmessen brachten jeweils tausende westdeutsche Besucher in die Stadt - oftmals die zentralen Einkäufer der großen westdeutschen Unternehmen. Und denen wollte man zeigen, was es "hier im Osten" alles gibt. Und nicht zuletzt war zu den Messen natürlich auch viel westdeutsche Presse anwesend, denen man suggerieren wollte, dass die DDR nicht trist und grau sei, sondern leuchtend und bunt.

 

Einige dieser historischen Reklamen prägen auch heute noch das Stadtbild und stehen inzwischen unter Denkmalschutz - auch wenn sie zum größten Teil nicht mehr leuchten. Wir zeigen Euch einige davon bei unserer Segway-Tour zum Völkerschlachtdenkmal, denn diese führt von der Innenstadt zuerst zum damaligen Messegelände. Diese Tour fahren wir mit Euch übrigens das ganze Jahr auch nach Sonnenuntergang als "Nachtschwärmer-Linie". Dabei sehen wir auch die Reklame vom heutigen Bild, gleich südlich der Innenstadt am Roßplatz.